07.03.2017 - Die erste Kenia-Reise

Endlich ist es soweit - die Reise kann beginnen

Nach monatelanger Vorbereitung war der Tag nun gekommen. Mit großer Vorfreude und gleichzeitiger Nervosität, was uns in dem für uns doch so fremden Land alles erwarten würde, stiegen wir in den Flieger Richtung Nairobi ein. Aus Unsicherheit, ob wir vor Ort alle Materialien erwerben konnten, hatten wir den Großteil unserer Koffer mit Werkzeugen, Schrauben, Scharnieren, Schläuche usw. bepackt. Auch sämtliche Utensilien zur Wassertestung wurden mit nach Kenia genommen. Letztendlich waren wir heilfroh, so viel aus Deutschland mitgenommen zu haben, denn die Materialbeschaffung entpuppte sich als äußerst schwierige Angelegenheit.

Nach fünfzehn Stunden landeten wir in Nairobi, weitere 2 Stunden verbrachten wir dann noch in der Passkontrollen-Schlange. Doch der Moment, als plötzlich und überraschend Father Tito am Flughafenausgang vor uns stand, entschädigte uns für alle Reisestrapazen. Er war extra 4 Stunden mit einem “Matatu” (ein ziemlich enger Kleinbus) von Loitoktok angereist nur um uns in Empfang zu nehmen. Seine herzliche Begrüßung blieb uns noch lange in Erinnerung.

Schnell werden wir ein gemeinsames Team

Angekommen in Loitoktok begann der Tag mit einem 3 stündigem Meeting. Hierzu hatte Father Tito sein Team YISOG  eingeladen (Young Innocent Souls of God, gemeinsam haben sie  es sich zur Aufgabe gemacht, Father Tito bei seiner Mission zu begleiten und Familien aus dem Massailand zu unterstützen). Und auch dem „Hydro Solution-Projekt“  schloss sich das YISOG-Team mit voller Bereitschaft an. Sie alle waren von der Fuktionsweisse des Filters begeistert, führten viele Ideen an, aber wiesen auch auf mögliche Schwierigkeiten hin. Ab diesem Zeitpunkt wurden wir tagtäglich von YISOG-Helfern begleitet. Nach nur kurzer Zeit wurden Menschen aus zwei verschiedenen Kulturkreisen ein gemeinsames Team, in dem kooperatives Arbeiten besser gelang, als wir uns es jemals hätten vorstellen können.

Nach dem Meeting liefen wir gemeinsam in die Stadt und uns wurden schnell klar, die weitere Materialbeschaffung könnte uns trotz der vielen Sachen, die wir aus Deutschland mitgebracht haben, einen Strich durch die Rechnung machen.

Gruppenbild arbeiter.jpg

Erste Besichtigung des Einsatzortes

Früh Morgens starteten wir ins Massailand -Richtung IlChalai, Primary School. Nocheinmal mehr wurde auf dem Weg dorthin deutlich, wie sehr das Land von der Dürre geplagt war. Nach ca. einer halben Stunde hielten wir an einem kleinen Bachverlauf. Zum ersten Mal sahen wir nun mit eigenen Augen das, wovon uns Father Tito in vielen vorangegangen Mails bereits berichtet hatte :Die Rinder, Schafe und Ziegen trinken aus einem nahezu ausgetrocknetem, braunen Bach (verunreinigen es zugleich) und Menschen stehen wirklich daneben und verwenden dasselbe Wasser für all die alltäglichen Dinge, wofür man Wasser eben braucht.

Wasserholen.jpg

Der Bau beginnt

Der Morgen startete sofort mit dem passgenauen Zersägen der Holzplatten für die erste Filterschalung. Alle halfen zusammen und arbeiteten bis spät in die Nacht. Die Kenianer waren sehr am Bauprozess interessiert, versuchten, die Baupläne zu verstehen und legten schnell selbst schon Hand an. Es kristallisierte sich schnell heraus: Lernbereit, interessiert und voller Motivation wichen sie von unseren Fachmännern Max und Daniel nicht mehr von der Seite und nach nur kurzer Zeit waren sie fähig, Baupläne zu lesen und die wichtigsten Schritte selbst umzusetzen. Im Laufe der Zeit schlossen sich noch zwei weitere Kenianer an. Am Ende unseres Aufenthalts waren drei von ihnen fähig den Filter selbst zu bauen.

Holzschalung.jpg

Der erste Filter steht

Wir alle standen besonders früh auf und waren gespannt, ob der erste Filter ohne Schäden von der Holzschalung entfernt werden konnte und tatsächlich: Trotz der recht hohen qualitativen Materialunterschiede wurde am 23ten Februar 2017, der erste Filter in Father Titos Haus aufgestellt.

Auch das Sieben und Waschen des Sands wurde getestet, 2 Säcke hatten wir neben den 8 Tonnen bereits im Voraus erworben. Die Anschaffung hatte uns dabei viele Probleme gemacht, da Pannen des LKWs und Verspätungen unsere Pläne störten. Die Kinder halfen voller Begeisterung mit und wir freuten uns über den ersten Erfolg.

Sauberes Wasser für 560 Kinder

Erst bauten wir unser Lager in der Schule auf. Wegen der vielen Krabbeltierchen (u.a. Skorpione) am Boden und der Ratten im Gebäude entschieden wir uns für einen Schlafplatz im Freien. Im Gegensatz zu den 35 Grad am Tag, fühlten sich die 10 Grad nachts wie ein kleiner Kälteschock an. Danach ging es sofort weiter: Wir teilten das Team auf verschiedene Arbeitsstationen auf. Dabei legten wir mit Hilfe verschiedener Workshops sehr viel wert auf einen Knowhow-Transfer.

Es ergaben sich insgesamt 7 Stationen:

  • Filtergehäusebau

  • Sieben des Sandes

  • Waschen des Sandes

  • Installation der Filter

  • Analyse der Wasserquellen

  • Umgang mit Wasser und Hygiene Training (WASH)

  • Wartungsschulungen

Bei allen Arbeitsschritten hatten wir VIELE freiwillige, interessierte Helfer und Helferinnen - auch aus dem Massailand - und von unserem Partnerverein vor Ort, ohne die ein Erfolg des Projektes in diesem Umfang kaum möglich gewesen wäre! Schon jetzt zeigte sich eine große Bereitschaft, das Projekt und das Gelernte zukünftig weiter umzusetzen.

Nach einer sehr intensiven und arbeitsreichen Woche wurde in jedem Klassenzimmer der IlChalai-Primary-School ein Filter installiert. Durch die große Motivation war das Team sogar in der Lage weitere Filter an einer anderen Schule zu installieren. Dadurch ging uns  allen ein Herzenswunsch in Erfüllung, denn auch die Kinder der Vorschule, die wir an unserem 1. Besuch im Massailand spontan besucht hatten, konnten am Ende unserer Reise sauberes Trinkwasser zu sich nehmen. Sowohl die Lehrer, als auch die Schüler wurden unter anderem im Gebrauch der Filter geschult um eine optimale Wirkung zu ermöglichen.

Nach 6 Tagen konnten die ersten Filter endlich in Betrieb genommen werden. Alle Kinder versammelten sich um die Filter und erblickten mit erstaunten Augen das klare, saubere Wasser. Die monatelange Vorbereitung und intensive Arbeit machte sich bezahlt - Der Moment des Strahlens wird uns wohl allen ewig in Erinnerung bleiben.


Filter.jpg

Ein wunderbarer Abschied

Gemeinsam mit den Kindern wurden alle Filter am letzten Tag zusätzlich bemalt. Auch wurde noch einmal der Fokus auf die kontinuierliche Wasserqualitätsüberprüfung gelegt und Bakterientests durchgeführt.

Die Schülerinnen  und Schüler, die Lehrer und die Eltern verabschiedeten uns herzlich und waren überglücklich. Mit einem lachenden Auge über den tollen Erfolg und einem weinenden Auge aufgrund des Abschieds ging es zurück zu Father Titos Haus.

Dort feierten wir gemeinsam mit unserem Team eine kleine Abschiedsfeier. Jeder der fleißigen Helfer erhielt ein „Volunteer-Zertifikat“ und ein Erinnerungsfoto. Die Kinder verabschiedeten uns mit rührenden Liedern und selbstgemachten Namensschildern. Früh morgens ging es dann schon wieder Richtung Heimat mit der Gewissheit, dass insgesamt 560 Kinder und 15 Erwachsene nun endlich sauberes Trinkwasser haben =).

Ein riesengroßer Dank geht an alle Unterstützer, ohne den unsere Arbeit in Kenia niemals umsetzbar gewesen wäre!

ASANTE SANA! (Vielen Dank!)